Der Wuppertaler Armin T. Wegner (*1887, Elberfeld, 1978, im Exil in Rom) Schriftsteller, Essayist, Reisender und kritischer Beobachter seiner Zeit zählt zu den weithin vergessenen Autoren des 20. Jahrhunderts. Bekannt wurde Wegner durch seinen von spätromantischen Naturbildern geprägten Lyrikband “Zwischen zwei Städten„ (1909) und seiner expressionistisch anklagenden Lyrik gegen den voranschreitenden Kulturverlust in 2Das Antlitz der Städte„ (1917). Zum berühmten Bestsellerautor avancierte er in den zwanziger Jahren mit seinen Reiseberichten, z.B.:”Am Kreuzweg der Welten„ (1930). Die Texte des vom Orient faszinierten Schriftstellers erzählen von seinen ausgedehnten und abenteuerlichen Reisen, die er zusammen mit seiner Frau, der jüdischen Dichterin Lola Landau, unternahm und zeugen zugleich von seiner Leidenschaft zum Leben und Erleben. Bei all seiner Lebensfreude und seinem unbändigen Maß an Weltvertrauen vergaß er jedoch nie, auch hinter die Kulissen des Zeitgeschehens zu blicken. So z.B. während seiner Zeit als Krankenpfleger des Roten Kreuzes in Bagdad, wo er 1915 von der Vertreibung der christlichen Armenier durch die Türken erfuhr.
Trotz Verbots begab er sich in die Flüchtlingslager, fotografierte mit einer einfachen Plattenkamera und schmuggelte Briefe der Verfolgten zur amerikanischen Botschaft und die Bilder zusammengerollt unter seiner Bauchbinde nach Deutschland. Geprägt von den Erfahrungen im Ersten Weltkrieg wurde Wegner zum Pazifisten, der Gerechtigkeit, Gleichheit und Menschlichkeit unter den Menschen forderte. Seinen unbestechlichen Gerechtigkeitssinn brachte er schließlich in seinen pazifistischen und revolutionären Aufrufen wie etwa Der Ankläger Aufruf zur Revolution„, seinem Dia-Vortrag Vertreibung des armenischen Volkes in die Wüste„ oder in seinem Brief an Hitler„ zum Ausdruck. Mit dem Jahr 1933 veränderte sich das Leben Wegners radikal. Sein Name fand sich auf der ersten Schwarzen Liste„, seine Werke wurden verbrannt, er bekam Berufsverbot und wurde im August von der SA verhaftet. Während seiner viermonatigen Haft durchlief er mehrere Konzentrationslager u.a. Börgermoor. Auf Druck internationaler Kräfte freigelassen, ging er 1936 ins lebenslange italienische Exil. Nach dem Krieg galt Wegner als verschollen, zeitweilig hielt man ihn sogar für tot.
An seine Erfolge während der Weimarer Republik konnte er nicht mehr anknüpfen, obschon er von Israel, Armenien und auch der Bundesrepublik für seinen zivilen Mut geehrt wurde und Nachdrucke früherer Werke ebenso erschienen wie Essays und etliche Rundfunkbeiträge. Das Kunstmuseum Solingen zeigt einen charakteristischen Teil dieser fotografischen Arbeiten, von eben jenen Reisen durch den Kaukasus nach Persien, Palästina und Ägypten. Er ist in sofern kulturhistorisch bedeutsam, als er ergänzend zu den Reisebüchern Fünf Finger über Dir„ und Jagd durch das tausendjährige Reich„ tiefe Einblicke in das Alltagsleben der frühen Sowjetunion sowie des damals noch “illegalen„ Staates Israel gewährt. Von den Aufnahmen, die Wegner mit einer einfachen Plattenkamera von der Vertreibung und den Morden an den Armeniern machte, sind nur die Glasdiapositive zu einem Vortrag überliefert, den er zwischen 1919 und 1924 hielt, um die breite Öffentlichkeit zur Hilfe für das armenische Volk zu mobilisieren. Sie sind in neuen Drucken ausgestellt. Die zahlreichen, auf den Reisen mit der Leica aufgenommenen Bilder sind zumeist nur noch in Form maschineller Papier-Abzüge vorhanden. In Familienbesitz fanden sich vor einiger Zeit Kopien von etlichen dieser Aufnahmen, die Wegner in Vorbereitung zu seinen Büchern montiert und beschriftet hat. Neben den erschütternden Bildern von der Vertreibung der Armenier bilden sie den Kern der Ausstellung.